Samstag, 2. Januar 2010

Der Preis der Freiheit

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Im Blog von FireWalker habe ich ja schon ueber mein Federvieh geschrieben. Aber hier passt es irgendwie besser hin, denn es ist ja mein Volk, daher verlagere ich das mal rueber.
Meine 12 Enten habe ich mit Erfolg und viel Freude gross bekommen. Lustige Gesellen, die sich in ihrem Gehege sehr wohl fuehlten.

Es kam der Tag, da wurden aus meinen Entenkinder erwachsene, neugierige Enten, die wissen wollten wie es denn in der grossen Welt aussieht. Ich hatte von Anfang an vor, sie auf dem gesamten Gelaende laufen zu lassen, schon damit sie zu dem grossen Teich koennen, der am Ende unseres Grundstueckes liegt.
Also hab ich das Tor vom Gehege aufgemacht. Was fuer einen Spass ihnen zuzusehen, wie sie alles erkunden mit ihren Geschnatter. Wann ich immer ich Zeit hatte, hab ich auf meiner Bank gesessen und ihnen zugeschaut.
Schwer zu sagen was mich an ihnen begeistert. Sie haben was, was mich einnimmt. Kann sicher nicht jeder nachvollziehen.

Doch die Welt blieb nicht so heil. Vier von ihnen fingen an zu fliegen. Oliver machte mich sehr frueh auf das Problem aufmerksam. Nicole, wenn Du ihnen nicht die Fluegel stutzt gibt das ein Problem, sie wissen nicht wo die Hundegehege anfangen und wo aufhoeren.
Das war mir bewusst, doch ich konnte mich nicht dafuer entscheiden, es war so toll ihnen zuzuschauen wie sie erst sehr tolpatschig und nachher immer gekonnter ueber das Gelaende flogen.

Meine Fluggruppe sonderte sich auch immer mehr von den anderen ab, die nur flatterten und liefen. Schliefen nachts nicht mehr im Gehege, sondern auf dem Huehnerdach.
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Also wurden die Fluegel nicht gestutzt. Obwohl ich den Preis dieser Freiheit kannte. Aber fuer sie wollte ich es nicht. Sie hatten Spass zu fliegen, richtig Spass.

.. und es kam so wie es kommen musste. Zuerst starb Silver, sie flog zu Olepi ins Gehege, zwei Stunden spaeter ihr Partner Halbmond als er sie suchte.
Einige Tage spaeter dann Amelie und ihr Partner Graylie, ebenfalls durch einen Flug ins Gehege.

Ich weiss, das sie eigentlich nur auf unser Hausdach fliegen wollten, um sich bei mir vor das Fenster in die Gaube zu setzen und mich damit zum Lachen zu bringen, das sie mit ihren Schnaebeln gegen die Scheibe klopften. Das haben sie ein paar Mal gemacht und ich hab mich gefreut und war zugleich besorgt, denn ich kannte die Gefahr die damit verbunden war.

Danach war das Dach meines Huehnerhauses abends leer. Meine Flugtruppe gab es nicht mehr. Es hat mir was ausgemacht, ich hab sie vermisst. Auch wenn es nur Enten sind. Muss niemand verstehen. Hab ich mit mir alleine ausgemacht. Nichts gesagt, wenn jemand bemerkte, na dann waeren sie im Kochpott aber besser aufgehoben gewesen.
Dann kam der letzte Nutztiermarkt fuer dieses Jahr und ich bin hin, mit dem festen Vorsatz, es gibt nichts. Doch mein Herz, mein weiches Herz. Das die Enten doch so mag. Zwei weisse erwachsene Maedchen in einem viel zu engen Kaefig. Wunderschoen. Sie wuerden da landen wo all Enten hier landen .. mit Orangenschalen versehen in den Backofen.
Ich konnte nicht anders und ein Stueck weiter unten auf dem Gelaende noch zwei Maedchen, zwei ganz graue, voller Todesangst in einem Drahtkaefig.
Da waren es wieder 12. Die beiden weissen, Martha und Mary, schlossen sich schnell der Gruppe an und sind einfach wunderschoen.
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Meine beiden grauen Maedchen taten sich schon schwerer. Bleiben lieber unter sich. Linda und Liesel waren immer zusammen. Alles war ihnen unheimlich, ich denke mal sie kannten nichts, waren im Kaefig aufgewachsen.

Zwei Wochen nach ihrer Ankunft wurde Linda, als sie voller Panik vor einem Erpel fluechtete von einem meiner Haushunde so schwer verletzt, das Oliver sie toeten musste.
Meine arme Liesel, sie suchte ihre Linda, sass tagelang alleine rum, ging nicht mehr mit der Gruppe mit. Ein Bild des Elends. Tat sie mir leid. Kann mir keiner erzaehlen das Tiere nicht trauern, Enten tun es.
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Es dauerte lang bis sie sich wieder jemanden anschloss, Suka-Ente, die zusammen mit ihrem Partner Brownie ein bisschen abseits der Gruppe lebte.
Und so ist es bis heute. Meine acht Enten watscheln den ganzen Tag zwischen dem Teich und ihrem Gehege hin und her und gehen abends einfach heim. Ich muss sie nur fuettern und das Tor zu machen.
Meine drei anderen wandern auch, aber eben nicht mit der Gruppe, sie schlafen unter dem Trailer, wo ich ihnen ein Lager aus Stroh gemacht habe und da werden sie werden auch gefuettert.
Richtig fliegentut keiner von ihnen. Da waren meine vier wohl eine Ausnahme. Halt was besonders, wenn auch nur fuer kuerze Zeit.
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Sonntag, 27. Dezember 2009

Mein Weihnachtsgeschenk!

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Also, jetzt ist er da der Winter, sagt der Wettermann im Fernsehen. Sagt er seit Tagen, der junge Mann mit den roten Haaren vom Wetterkanal, ganz aufgeregt ist er, mit roten Backen verkuendend: Missouri kriegt Schnee, ein Schneesturm zu Weihnachten.
Zeigt auf seine Karte und siehe da es sollen doch tatsaechlich 12, 5 cm werden. Das Land wird in den Schneemassen versinken. Stuendliche Meldungen, die Sturmfront kommt. Bleiben sie besser zuhause. Meine beiden weiblichen Nachbarinnen stuermen den Walmart, um sich einzudecken mit den Lebensnotwendigem.
10 cm Schnee sind in diesen Breitegraden ein Grund die Schulen zu schliessen und stuendliche Meldungen uebers Sturmradio zu schicken. In Maine hatten sie 60 cm Schnee und das seit Wochen, da sagt keiner mehr was wenn noch 10 cm dazu kommen.

Weihnachten kam und es wurde windig, schneite ein bisschen, es wurde kalt, richtig kalt. Das ist normal fuer Missouri, keinen Schnee, aber so kalt wie in der Arktis. Jeff, der Wettermann korrigierte seine „Schneemassen“ aus 12 wurden 10, dann 8 cm.

Reicht natuerlich nicht um mit den Hunden zu fahren. Dafuer erfriert einem alles im Gesicht, wenn man ohne Gesichtmaske rausgeht.

Der feine Schnee wird von dem Wind sofort hinweggeblasen, ohne die Chance zu haben den Boden zu beruehren, ich schaute aus dem Fenster und fragte mich wo der wohl landen wird. Die haben dann Schnee, unseren Schnee, der hier her gehoert, wenn nur diese doofe von El Nino geschickte Sturm nicht waere. Das ist nicht fair, ist wie wenn man einem Kind einen Lutscher hinhaelt den es dann doch nicht haben darf.
Ich brauche diesen Schnee, fuer meine Seele, mein Wohlbefinden, meinen inneren Frieden und weil ich endlich mit den Hunden raus will.

Tag 1 nach Weihnachten, 3 cm Schnee, es windet ... und der Gradmesser an der Hauswand sagt: -8 Grad. Gefuehlte Temperatur wenn man morgens im Halbschlaf rausgeht um das Federvieh rauszulassen: -35 Grad. Keinen Schnee, nur ein bisschen Weiss. Der Sturm hat halb Amerika unter einer Scheedecke begraben, nur uns nicht.

Ich liebe den Winter, draussen unterwegs zu sein, egal ob mit den Hunden, Schneeschuhen oder Winterbesteigungen im Gebirge, es ist meine Jahreszeit. Nichts inspiriert mich mehr als Winternaechte, von Mond hell beleuchtet, das knirschen des Schnees unter den Schuhen und diese reine, kalte Luft.

Deutschland verlassend war dies mein sehnlichster Wunsch, da zu leben wo der Winter nicht aus depressiv machenden, regnerischen, trueben und nicht enden wollenden Tagen besteht.
Alle sagten hier, oh ja wir haben harte Winter, keiner sagte das sie damit meinten das es hier kaum Schnee gibt, sondern nur Kaelte und eisige Winde.
Dann heute, einen Tag nach Weihnachten, es stuermte den ganzen Tag, verbrachte ich den Nachmittag ausnahmsweise mal im Haus und nicht bei den Hunden. Die lagen knochenkauend im durch einen Ofen geheizten Kennelhaus und liesen es sich gut gehen.
Voellig in eine Sache vertieft, achtete ich weder auf das Wetter, noch die Zeit. Es war schon dunkel, frueher Abend, als ich mich in eingepackt wie fuer eine Arktistour, Stirnlampe und zwei Eimern heisses Wasser auf zu meinen Enten machte. Schon auf der Treppe bemerkte ich die Stille. Kein Wind mehr.
.. draussen erwartete mich ein kleines Wunder. Der Himmel klar, millonenfach uebersaet mit Sternen und einem Mond der alles in ein mystisches Licht tauchte. Der Wind hatte sich gelegt und der Schnee der letzten zwei Stunden war liegengeblieben. Nicht viel, aber eine geschlossene Schneedecke, die sich jungfraeulich ueber unsere Wiese erstreckte. Die Luft war rein und klar und man konnte atmen ohne das die Lungen schmerzten. Der Schnee knirschte unter meinen Schuhen. Bin erstmal stehengeblieben, es war einfach schoen, fast warm ohne Wind.
Den Weg zum Federvieh hab ich ohne meine Lampen gemacht, das Mondlicht war hell genug. Meine Enten haben schon gewartet, ein Runde warmes Wasser bevor sie in ihre Huette watschelten, die Huehner schliefen schon, haben noch nicht mal den Kopf gehoben als ich ihnen alles hinstellte und die Tueren zugemacht habe.
Danach hab ich mich auf meine Bank gesetzt und ein bisschen meine Zeit angehalten. In die Sterne geschaut, ueber die schoenen Dinge im Leben nachgedacht, den Augenblick genossen, hab lange drauf warten muessen. Die Kojoten heulten wie immer wenn der Abend anbricht, sie sind naeher am Haus um die Jahreszeit. Die meisten der Hunde lagen jetzt draussen und schauten zu mir rueber.
Da war er da der Winter, mein schoenstes Weihnachtsgeschenk ...

Lebenszeichen

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Lange nichts mehr geschrieben. Eigentlich schade wo es doch so viel zu erzaehlen gibt. Im FireWalker Blog gibt es ja eine Menge zu lesen, doch mein eigener ist seit Monaten stillgelegt.
Das aendere ich jetzt, immerhin lebe ich jetzt schon ueber ein Jahr in den USA, ein nicht gerade alltaeglicher Schritt mal eben „rueber“ zu machen und habe eine Menge zu berichten. Allerdings stehe ich nicht so auf diese Auswanderungstagebuecher oder Berichterstattung ala „ Goodbye Deutschland“.

Ich werde in zeitlich nicht geordneter Reihefolge einfach losschreiben, was mir grad so einfaellt, was mich bewegt oder auch in den Wahnsinn treibt.
Vielleicht kommt auch so ein Stueck Amerika zusammen, das von mir ... und vielleicht liest es sich so gut, das ich niemanden die Zeit stehle, bei dem Versuch sich durch das Geschriebene zu wuehlen.

Dann viel Spass und ich freue mich ueber Kommentare.

Sonntag, 7. September 2008

Tanana's Vorräte

A
Die ersten Wochen in den USA waren ein großes Abenteuer. Der Dogkennel stand zwar, aber noch war nichts wirklich fertig. Wir hatten unserer Quartier auf dem Dachboden des Hundehauses bezogen. Zwei Feldbetten, Schlafsäcke, ein Yukon-Ofen, und die Basis-Camping-Kochausrüstung. Kein Wasser und Strom über ein Kabel von der Nachbarin, das reichte für eine Lampe und die Kaffeemaschine. Ein Toaster wäre auch schön gewesen, doch der Neuerwerb wurde durch das ca. 100 m lange Verlängerungskabel sofort getötet.

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Für die Hunde war es genauso ungewohnt, die Zeitumstellung, andere und neue Rituale, der Tagesablauf gewöhnungsbedürftig.
Wir mussten natürlich erst mal herausfinden, wo man gutes Futter für die Bande auftreibt. Das Trockenfutter war schnell gefunden, aber das Fleisch!!! Missouri ist ein Rinderstaat, da sollte es eigentlich kein Problem sein, doch weit gefehlt. Große Schlachtereien haben ihren Sitz in den Metropolen, hier in der Pampa gibt es "Custom-Butcher", da bringt der Farmer sein Vieh hin und der Metzger schlachtet es in dessen Auftrag. Ist das erledigt, holt der Farmer alles ab und verbraucht es entweder oder verkauft es selbst ... und die verwerten wirklich alles. Nicht zu glauben, selbst Pansen gab es nicht.
Das machte uns ratlos ... nie wäre uns der Gedanke gekommen, das die Fleischbeschaffung in den USA, wo man Steaks von der Größe einer Maxi-Bratpfanne kaufen konnte, so schwierig ist.
Das was dennoch übrig blieb, wurde von einem Typen, der eine Horde Löwen irgendwo im Wald hielt, abgeholt. Egal wo wir fragten, der Mensch hatte sich das Zeugs schon gesichert. Entweder hat er da ein Großrudel oder der dealt damit ... so genau will ich das gar nicht wissen. Reicht schon, das der mit seinen Kätzchen irgendwo im Busch beim nächsten Ort lebt.
Ich hoffe mal, der weiß wie man gescheite Zäune baut.
Einer der meistgehörten Ratschläge war: kauft Euch ein paar Kälber, die keiner haben will, zieht sie groß und .... macht sie dann zu Wurst.
Ne danke, da hege und pflege ich dann Erna, Bertha und Johanna und nach zwei Jahren habe ich Ernas Hüftfleisch auf dem Teller und die Hunde Berthas Magen im Napf.
Das geht gar nicht.

Oliver, der gerne mal jagen geht, überlegte schon wie viele Deer (Rotwild) er wohl zusammen bringen muss, um den Fleischvorrat für den Winter zu sichern.
Ich sah mich im Geiste, kiloweise Innereien verarbeiten und weil es ja so gut ins Wild-West-Image passt, anschließend fellgerbend auf der Veranda sitzend.

Also, gab es in den ersten Wochen in der Hauptsache Trockenfutter. Da es gute Hunde sind, fressen sie immer alles, gewohnt waren sie es aber nicht. In Deutschland wurde eine Mischkost aus rohen bzw. gekochten Fleisch, Gemüse, Kartoffeln oder Nudeln zum Trockenfutter serviert. Hüttenkäse und andere Milchprodukte wie Quark und Co. standen ebenfalls regelmäßig auf dem Speiseplan.
Fleisch war also erstmal nicht zu besorgen, aber das andere sollte doch ein Kinderspiel sein.
Selbst in unser Kleinstadt, war der Supermarkt so groß ist wie in Deutschland ein ganzes Einkaufszentrum, mit ellenlangen Gängen und einem Kühlbereich wo man auch im Sommer am besten nur mit Winterbekleidung reingehen sollte, wenn man sich beim Aussuchen des Joghurts keinen Schnupfen holen will.

Die Gemüsetheke sieht aus wie eine kleine Tropenlandschaft, alles nett dekoriert mit wirklich vielen leckeren Sachen, doch das war nur als optische Ablenkung gedacht, damit der Kunde keinen Infarkt bekommt, wenn er sich die Preise für Kartoffeln oder Möhren ansieht.
Da lagen sie, die Knollen, frisch wie gerade geerntet, lichtmässig perfekt angestrahlt, das Preisschildchen unten dem rasenähnlichen aussehenden Tischtuch kaum sichtbar: das Kilo umgerechnet 1,50 Euro.
Die Möhren ... auszeichnungswürdig platziert, das Kilo ca. 1 Euro.
Zum Vergleich, in Deutschland kosten Kartoffeln so um die 46 Cent das Kilo und Möhren um die 40, wenn man die preiswerten Quellen kennt.

Da staunt der USA-Rookie nicht schlecht. Missouri ist ein eher landwirtschaftlich geprägter Staat doch die frischen Produkte hatten Preise, die mich an Einkäufe in Bahnhofsläden von Old Germany erinnerten. Wenn es Sonntags dann unbedingt eine frische Ananas sein musste oder Luxus-Orangen.

Ging man dann in die Abteilung der schon vorproduzierten Nahrungsmittel, in diese unendlich langen Reihen der Fertig -Pizza, -Käsenudeln und Mikrowellengerichte, - Walmart bietet kostenlos fahrbare Rollstühle für diejenigen an, die nicht mehr so gut zu Fuß sind und ich habe mir mehr als einmal so ein Gefährt gewünscht oder meine Wanderschuhe - findet man eine unglaubliche Auswahl verschiedener Firmen, die alle das gleiche anbieten. Fertiges Essen, das in fünf Minuten in der Mikrowelle herzurichten ist. Der Preis reicht von 50 Cent bis zu 1,99 Euro.

Ganz klar, Kochprofis sind die Amies nicht und selber machen liegt nicht im Trend. Aber das ist ja nix Neues. Nur erstaunlich wenn man die Ausmaße live sehen kann.

Der Abstecher in die auf winterliche Temperaturen abgekühlte Abteilung des Supermarktes löste doch Überraschung aus. Amerikaner haben keinen Quark und keine Hüttenkäse. Nix, noch nicht mal eine Fastfoodvariante.

Ernüchtert wurden auch die anderen Ingredienzen vom Futterplan gestrichen. Also nächstes Jahr Garten anlegen und ne Quarkmaschine kaufen.

Aber kommen wir mal wieder zur eigentlichen Geschichte zurück.
Für uns Menschen gibt es in der größeren Stadt einen Aldi. Ja, die Gebrüder haben den Wilden Westen erobert. Dort kann man einige deutsche Produkte kaufen, mit denen wir uns bei jedem Besuch reichlich eindeckten.

Da wir ja keine Küche hatten und demzufolge auch keine Küchenschränke, lagerte ich unsere Vorräte in Kartons, diese auf den Boden in einen von Oliver eingebauten Regal.
Unsere Haushunde lebten natürlich mit uns auf unserem "Trapper-Dachboden".
Die vielen Kisten waren eine spannende Sache. Ein Karton mit frischen Lebensmittel, einer mit Konserven. Alles was normalerweise für Hundenase unzugänglich in Schränken steht, lag jetzt wie auf einen Präsentierteller für unser vierbeinigen Hausgenossen.

Doch sie waren brav, nichts wurde angerührt, die Kartoffeln nicht angeknabbert ... richtig gut, die Horde.

Im Aldi mit viel Freude erstanden, zwei deutsche Fischkonserven. Einmal die klassische Variante mit Tomatensoße, einmal die mit Senf und Kräuter.
Die lagen zwischen den anderen Konserven wie Bohnen, Mais, Erbsen und das was man so alles so kauft wenn man nicht "a la cuisine" kochen kann.
Eines Tages, es war so in den frühen Morgenstunden, noch nicht wach, öffnete ich die Tür und ließ alles raus was sich bewegte und pinkeln musste. Normalerweise ist das nur Ice und ihr Volk, alles andere bewegt sich keinesfalls vor 7.00 Uhr, an dem Tag aber lief mit zügigen Schritten meine Tanana an mir vorbei.
Sie hatte was im Maul, doch ohne Kaffee im Bauch mit halbgeschlossenen Augen, war meine Reaktion nur die der Wahrnehmung, die Handlungsfähigkeit war noch nicht eingeschaltet.

Im Laufe des Morgens sah ich sie immer nur kurz, die Hunde liegen viel unter dem Haus, das im hinteren Bereich auf Betonpfeilern steht und so eine schöne kühle Rückzugmöglichkeit bietet.
Die Sache morgens hatte ich schon längst vergessen.
So gegen Mittags sah ich sie vom weitem ... sie schleppte was durch die Gegend, buddelte kurz ein Loch, ließ was rein und sich drauf fallen.
Okay, dann gehen wir mal gucken. Sie sah mich kommen, der Kopf ruckt kurz unter ihren Körper und im Maul hatte sie die Fischdose, die mit der Senfsauce.
Ich grinste, das wäre auch mein Favorit gewesen. Schon erstaunlich aus all dem vegetarischem Dosenzeugs hatte sie sich das für sie einzig genießbare rausgesucht. Ob sie den Fisch vorne drauf erkannt hat???
Ich ließ sie ihr, Alaska schleppt immer ein Stofftier durch die Gegend. Tejar alte Knochen, Raven Holz .. na dann eben Tanana mit einer Fischkonserve. Was soll's.
Die Tage vergingen, der Fisch wurde Tananas ständiger Begleiter, morgens raus in den Auslauf, er musste mit, der Fisch, dann wurde er sorgsam vergraben und den ganzen Tag ausgebrütet, wo man drauf liegt kann einem nicht weggenommen werden.
Abends nach der letzten Pinkelrunde, ging Fisch mit in die Schlafhöhle. Wir gewöhnten uns dran, die anderen Hunde auch. Sie versuchte nie es aufzubekommen, er wurde vorsichtig behandelt, manchmal etwas abgeleckt.
Ich vermutete das war ihr Vorrat, ihr essbarer Kumpel in den harten Zeiten der etwas einseitigen Ernährung. Die imaginäre Vorstellung von dem wie es einmal war, als es jeden Tag noch was anderes gab.
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Fleisch war immer noch nicht in Sicht, es gab Joghurt dazu und ab und an teuer erstandenes Rinderhack.

An einem sonnigen Tag, die Haushundehorde war im Auslauf, ich saß auf der Terrasse und kühlte meine Füße im Hundepool ... da kroch sie unters Haus, ich höre sie buddeln und kam mit Fisch heraus.
Legte sich neben mich und die Dose vor sich. Lecke den Rand und da passierte es, ein schneller Biss und Fisch hatte ein Loch ... die Soße quoll heraus, wurde genießerisch verputzt. Ein bisschen mit der Pfote auf das Oberteil drücken und es kam wieder was raus. Wie ein Profi und es war ihre erste Konserve.
Als die Soße vernichtet war, wurde das Loch erweitert und nein, sie war sehr geschickt und verletzte sich nicht dabei, leerte sie, restlos, mit Freude und Genuß.
Die anderen Hunde sahen ihr erstaunt zu, für sie was es nur ein Teil gewesen, langweilig, uninteressant, niemand hätte es ihr wegnehmen wollen und jetzt roch es lecker. Zu spät ... alles weg und Tanana sichtlich glücklich.
Fischdose wurde blitzeblank sauber gemacht und dann durfte ich die Reste wegräumen.

Sie war schon immer etwas besonders, steht selten Mittelpunkt, zieht sich eher zurück und lässt anderen den Vortritt.
Dieses kleine Gourmetmahlzeit habe ich ihr von Herzen gegönnt .... obwohl mir der Anblick wie sie ihren Futtervorrat durch die Gegend schleppt sicher fehlen wird.

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Mittlerweile hat sich die Fleischsituation gebessert, Oliver hat einen Butcher gefunden, den Löwenmann noch nicht angefahren hat und wir haben uns pro Woche 60 kg Fleisch sichern können, zudem noch Herz, Lunge, Pansen, Kopfhaut .... und eine Menge fleischige Knochen.
Die Hundewelt ist wieder in Ordnung ... Tanana's auch, allerdings hat sie sich zur Sicherheit die zweite Fischdose auch noch an Land gezogen, die mit der Tomatensoße. Man weiß ja nicht, wann man es gebrauchen kann ... eingebuddelt wurde es irgendwo unter dem Haus ... für schlechte Zeiten.

Nicole

Samstag, 6. September 2008

Kumpel


Im Winter 2007 stand die Geburt der Welpen von Ice und Fire an. Ice zog zu uns ins Haus. Damit waren es dann schon fünf Hunde, denn neben Ice wohnen noch Alaska, Foxi, Tejar und Tanana bei uns.
Eigentlich ist es mehr so, das sie sich den ganzen Tag frei auf dem Gelände bewegen und nachts in einem der zahlreichen Hundekörbe im Haus schlafen.
Die Geburt verlief so komplikationslos wie man sich das nur wünschen konnte. 45 Minuten und alle drei Welpen waren da.
Die Tür zum Wohnzimmer haben wir mit einer Kindersicherung zur Sperrzone für die anderen Hunde erklärt.
Ice ist eine sehr fürsorgliche Hündin und in den ersten Tagen duldete sie keine anderen Hunde in der Nähe der Kleinen, außer Alaska und nach ca. 10 Tagen auch Tejar.
Der wurde für die Welpen sowas wie der Ersatzvater. Kaum konnten sie laufen und verließen die Welpenkiste, da wurde er umlagert und mit einer Geduld die man erlebt haben muß, kümmerte er sich.
Wir haben Raven und Suka bei uns behalten, heute sind sie 10 Monate alt und Tejar ist der beste Kumpel.
Die Pups haben absolute Narrenfreiheit, er lässt ihnen das Futter, seine Knochen, wenn man nicht aufpasst. Sie umlagern ihn immer noch, stoßen an seine Schnauze, fordern ihn auf sie zu füttern und er gewährt diesen beiden Riesenbabies solch eine Ungestümheit.
Die Bedenken das in der Rüpelzeit von Raven, Spannungen aufkommen könnten sind unbegründet. Beide verhalten sich sehr freundlich zueinander und liegen immer noch viel zusammen. Ice ist nicht mehr aus dem Haus ausgezogen. Sie hat sich in der Kennelanlage nie wohlgefühlt. War immer sehr unruhig und unsicher. Und die beiden ... ja sie sollten nur übergangsweise bei uns leben ... später dann im Kennel. Doch irgendwann war der Zug abgefahren. Sie leben einfach mit den Haushunden, manchmal auch im Gehege, doch nachts immer bei uns. Es ist eine feste Gemeinschaft, ein Rudel und wenn sie im Haus sind, kann man es sehen, das sie gerne zusammen leben. Das Tejar und seine Tochter ein Teil davon sind und auch sein wollen.

Nicole

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Im Rudel toben ooooooooooooooooooooooooooooo Tejar mit "Klein-Raven"

Freitag, 5. September 2008

Rückblende


Angefangen hat alles, als ich mit Oliver von meinem USA Aufenthalt September 2007 wieder daheim war. Das war das erstemal das meine beiden Hunde 14 Tage ohne mich waren. Unser Freund und Nachbar Axel hat derweil auf die Hunde aufgepasst und alles war prima gelaufen. Einige Tage später wurde Tejar sehr lustlos und hatte so gut wie keinen Appetit mehr. Da zu dieser Zeit auch unsere Hündinnen heiß waren, sahen wir darin die Ursache und ließen ihn erst mal gewähren.
Doch nach einer Woche hatte sich nichts geändert, er wurde immer stiller, schlief viel und egal was man ihm anbot, er wollte so gut wie nix mehr fressen.
Also, ab zum Tierarzt. Blut abgenommen, alles in Ordnung. Ultraschall, alles unauffällig, bis auf eine kleine Rötung im Hals.
Die Tage vergingen, ich kochte, schmierte Brote, saß abends geduldig bei ihm und freute mich, wenn er mal ein paar Brocken zu sich nahm.
Zwei Wochen später hatte ich genug von den Erklärungen meines Tierarztes und fuhr in die Tierklinik nach Dresden.
Der Chef fackelte nicht lange und nach Blutabnahme wurde eine Endoskopie der oberen Atemwege gemacht, weil ich sagte das ich immer das Gefühle habe, er habe Schluckbeschwerden. Der vorherige Arzt hat zwar ein paar Mal in den Hals geschaut, konnte aber nichts entdecken.

Das Ergebnis: chronische Mandelentzündung. Was sagte der Operateur: solche dicken Dinger habe ich selten gesehen.
Was war ich froh, endlich eine Diagnose und ich konnte aufhören mir einzureden, das ich nur überbesorgt bin. Er bekam Cortison und Antibiotika und er wurde Zusehens agiler und fraß auch ein bisschen besser. Aber immer noch nicht so wie früher. Immer verhalten, immer eher mit wenig Lust.
Nach drei Wochen wurde der Zustand wieder schlechter, ganz langsam. Er hatte schon 3-4 Kilo abgenommen.
Also, wieder in die Klinik. Die Zeit wurde knapp, vier Wochen später wollten wir auswandern.
Der Vorschlag des Tierarztes, okay, wir probieren es noch einmal mit der Medikation, wenn es nicht besser wird, müssen die Mandeln raus.
Bevor er mich entließ, untersuchte er den Hund ganz besonders gründlich und betastete auch den Hoden. Er stutzte, fühlte nochmals und sagte nur: hier haben wir es doch. Der Junge hat einen dicken Hodentumor.
Bei näheren hinsehen konnte ich es dann auch erkennen, ein Hoden war größer als der andere, geschwollen, gerötet und verhärtet.
Ich war geschockt, mein Haustierarzt hatte auch abgetastet und nix gefühlt und überhaupt wie konnte ich das übersehen??

Noch in der gleichen Woche wurde Tejar kastriert. Er brauchte einige Tage um sich zu erholen, aber man sah sehr gut wie schnell er ganz der alte wurde. Das Gewebe wurde eingeschickt und es stellte sich als ein bösartiger Tumor heraus. Gott sei Dank, streut diese Form von Krebs eher selten und so wie es ausschaut, wird er mir noch für eine ganze Weile Gesellschaft leisten. Dafür bin ich unendlich dankbar.
Es waren schlimme Tage, dazusitzen und ihm Löffelchenweise das Futter einzuflössen.
Zudem hat es mir mehr als deutlich gemacht, das unsere Zeit begrenzt ist, das auch mein Dicker jetzt in ein Alter kommt, wo man noch mehr als vorher, jeden Tag zusammen genießen sollte.
Ich bin ja im Moment in Deutschland und Oliver kümmert sich um ihn. Er hat ihm schon etliche Hasen geschossen, weil der Rote diese so gerne gekocht isst und verwöhnt ihn auch so sehr, das er wohl jetzt eher 1-2 Kilo zuviel hat. Ich vermisse ihn hsehr, aber ich wollte ihm eine erneute Flugreise ersparen. Jetzt hoffe ich, das es nicht mehr so lange dauert bis ich wieder daheim bin.

Nicole

Montag, 1. September 2008

Große Reise


Es gibt soviel zu erzählen und es wird Zeit das ich damit anfange. Für Tejar und Tanana gibt es ja hier einen eigenen Blog, obwohl sie jetzt schon über 3 Jahre zu einem großen Malamutenrudel gehören. Alles rund um die Bande kann man hier lesen:

FireWalker Kennel Blog

Meine beide leben heute zusammen mit 5 anderen Hunden in einem eigenen kleinen Rudel im Haus, Hof und Freigehege. Es ist erstaunlich wie gut und komplikationslos diese Integration war. Aus dem kleinen Zweierrudel ist eine sehr verträgliche Mannschaft geworden und mit den anderen 16 Malamuten gibt es keine Probleme, auch wenn meine beiden jetzt nicht mit allen gleichzeitig im Auslauf toben. Jahrelang habe ich immer wieder geschrieben, Tejar ist nicht wirklich rüdenverträglich, doch das stimmte nur bedingt. Es war wohl mehr das ich immer dachte, er käme nicht so gut mit anderen seines Geschlechtes klar und bin nie unbelastet an eine Begegnung rangegangen bin.
Durch die Souveränität von Oliver, stellte sich schnell heraus, das es gar kein so großes Problem ist. Beide mögen jedoch den Trubel des ganz großen Rudels nicht, so leben sie mit den anderen fünf zusammen und wenn alle Hunde gleichzeitig draußen sind, bleiben sie lieber für die Zeit im Haus.
Es tut ihnen gut, die Gesellschaft der anderen.

Im April 2008 haben wir eine große Reise angetreten und jetzt leben wir im mittleren Westen der USA. Eine abenteuerliche und sicher auch anstrengende Fahrt in ein anderes Leben.Vieles ist so neu und ungewohnt. Tiere, Gerüche und Geräusche. Doch das wurde alles ohne Scheu erkundet.

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Mit Nachbarnhund Digger am Pool oooo ooooooooooooooooo Mit Raven im Auslauf

Für Tejar ist es ja schon die zweite Reise in die USA und diesmal bleiben wir da. Ich freue mich für ihn, wenn er trotz seines fortschreitenden Alters wie ein ganz Junger durch die Gegend läuft. Beide entfernen sich nicht weit vom Haus und sind sehr vorsichtig, wenn sie auf Unbekanntes treffen, was gut ist, denn es gibt Giftschlangen und anderes Getier das durchaus gefährlich werden könnte.

Nicole